Ob Elektronik, Spielwaren oder Bekleidung – jeder Verkäufer wird früher oder später mit einer Kundenreklamation konfrontiert. Wie du auf diese Situation reagierst, kann sich auf den Erfolg deines Unternehmens auswirken. Aus diesem Grund solltest du dich mit dem Thema Reklamationsmanagement vertraut machen. Erfahre, was eine Reklamation ist und wie du ein optimales Reklamationsgespräch führst.
Sina ist Projektmanagerin und verantwortlich für die Unternehmenskommunikation bei der Prämie Direkt GmbH. Als Spezialistin im Bereich Kundenbindung, Neukundengewinnung und Bestandskundenentwicklung verbessert sie Ihr Beziehungsmanagement maßgeblich.
Bei einer Reklamation handelt es sich um eine Beanstandung eines Käufers gegenüber dem Verkäufer. Sie wird synonym als Mängelrüge bezeichnet. Eine Reklamation geht immer auf einen Fehler beziehungsweise einen Mangel zurück.
Obwohl sie auch im Zusammenhang mit Dienstleistungen vorkommt, bezieht sich der Großteil der Reklamationen auf eine physische Ware. Mithilfe einer Reklamation beruft sich der Kunde auf sein Gewährleistungsrecht. Sie stellt für ihn somit einen Rechtsanspruch dar.
Eine Reklamation unterscheidet sich deutlich von einer normalen Beschwerde. Letztere basiert auf den individuellen Empfindungen des Käufers und berührt das Gewährleistungsrecht somit nicht. Im Gegensatz dazu basiert eine Reklamation stets auf nachprüfbaren Tatsachen. Dies ist essenziell, da diese Form der Beanstandung Schadensersatzforderungen nach sich ziehen kann. Die Gründe für eine Mängelrüge seitens deines Käufers sind vielfältig. Im Folgenden erfährst du, welche Mängel am häufigsten zu einer Beanstandung führen.
Bei bestimmten Gütern entscheidet die Qualität des Materials über die Langlebigkeit und/oder Nutzbarkeit der Ware. Ein Beispiel ist eine Gartenschaufel aus minderwertigem Holz. Sie besitzt einen brüchigen Stiel, der schon nach wenigen Einsätzen splittert und bricht. Ihren angedachten Nutzen – das Ausheben von Erde – kann sie somit nicht erfüllen. Der Mangel liegt in der Beschaffenheit des Produktmaterials.
Stimmen die tatsächlichen Funktionen der Ware nicht mit der Produktbeschreibung überein, ist dies ebenfalls ein häufiger Grund für eine Reklamation. Ein Beispiel ist ein Fernseher, der mit Smart-TV-Funktion beworben wird, aber nicht über diese verfügt. Durch den eingeschränkten Funktionsumfang kann der Kunde das gekaufte Produkt nicht wie geplant verwenden. Der Mangel liegt im Umfang der Produktfunktionen.
Auch bei adäquater Materialqualität und vollem Funktionsumfang kann es zu einer Reklamation der Fall. Nehmen wir einen hochwertigen Rasenmäher als Beispiel, dessen Motor nicht funktioniert. Es handelt sich um ein fehlerhaftes Produkt, für das der Kunde im Rahmen einer Reklamation Ersatz oder Reparatur verlangen kann. Der Mangel liegt hier in der Funktionalität des Produkts.
Ein Kunde kann auch einen Mangel beanstanden, der die Funktionalität des Produkts nicht beeinträchtigt. Ein gutes Beispiel ist ein Sofa mit einer Verfärbung im Bezug. Sofern dieser Fehler nicht aus der Produktbeschreibung hervorging, kann der Kunde das Sofa reklamieren. Der Mangel liegt somit in der optischen Beschaffenheit des Produkts.
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Keine Reklamationsgespräche führen zu müssen, ist für viele Verkäufer ein Wunschzustand. In Wirklichkeit ist dieser Zustand trügerisch. Auch wenn deine Kunden keine Beanstandungen melden, können sie mit deiner Ware beziehungsweise deiner Dienstleistung unzufrieden sein. Sie behalten ihren Unmut für sich und wenden sich still von dir als Anbieter ab. Bevor du dies bemerkst, ist der Schaden – in Form von rückläufigen Absatzzahlen – oft schon angerichtet.
Doch warum verzichten manche Kunden auf eine Reklamation, obwohl ihre Erwartungen enttäuscht wurden? Hierfür gibt es zahlreiche Gründe, die sowohl mit deiner Erreichbarkeit als Unternehmen als auch mit der Persönlichkeit des Käufers zu tun haben können. Die folgende Liste gibt dir einen Überblick über die typischen Ursachen.
Ein Blick auf die häufigsten Gründe für Kundenreklamationen zeigt: Als Anbieter kannst du dem Großteil der Beanstandungen vorbeugen. Nutze die folgenden Tipps als Leitfaden, um deine Reklamationsquote zu senken und deine Käufer zufriedenzustellen.
Mängel in der Beschaffenheit oder im Material sorgen bei deinen Käufern zwangsläufig für Unmut. Verhindere dies, indem du eine mehrstufige Qualitätskontrolle in deinen Produktionsprozess einbaust. Diese kann manuell oder computergestützt ablaufen. Üblich ist, die zwei Methoden zu kombinieren.
Nimm dir für die Produktbeschreibung beziehungsweise die technische Spezifikation ausreichend Zeit. Führe nur die Merkmale und Funktionen auf, die dein Produkt tatsächlich besitzt. Auf diese Weise verhinderst du, dass deine Käufer die Ware aufgrund eines mangelnden Funktionsumfangs reklamieren.
Im Onlinehandel sind viele Beanstandungen auf ungenaue Abbildungen zurückzuführen. Stelle sicher, dass die Farbe, Größe und Beschaffenheit deines Produkts auf den Bildern deutlich wird. So sieht der Käufer vorab, was ihn erwartet.
Grundsätzlich verläuft ein Reklamationsgespräch in Phasen: Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Auf jede dieser Punkte solltest du dich gut vorbereiten, um einen reibungslosen Ablauf der Reklamation sicherzustellen.
Um ein erfolgreiches Reklamationsgespräch zu führen, solltest du dich mental auf die Situation vorbereiten. Lies dir die Beanstandung des Kunden gründlich durch und versetze dich in seine Lage. Dies hilft dir, das nötige Verständnis während des Gesprächs aufzubringen.
Anschließend gilt:
Der letzte Punkt ist wichtig, um dem zuständigen Verkäufer beziehungsweise deinem Verkaufsteam eine Abschrift des Reklamationsgesprächs zukommen zulassen. Dies ist eine große Hilfe für Momente, in denen du nicht zur Verfügung stehst.
In dieser Phase geht es um das eigentliche Gespräch mit dem Kunden. Wichtig ist, dass du souverän und höflich bleibst. Sollte der Kunde aufgebracht sein, kannst du auf diese Weise deeskalierend auf ihn einwirken.
Es gilt:
Mit dem Reklamationsgespräch ist es nicht getan. Wichtig ist auch, dass du die Informationen für zukünftige Verbesserungen in deinem Unternehmen nutzt. Dies erfolgt in der dritten Phase.
Während des Gesprächs hast du dir Notizen gemacht. In der Nachbereitungsphase solltest du diese nun ausformulieren und in deinem Kundenmanagement-System hinterlegen.
Die wichtigsten Informationen sind:
Indem du die Erkenntnisse mit dem gesamten Verkaufs- beziehungsweise Serviceteam teilst, können die Teammitglieder nahtlos an die Vereinbarungen anknüpfen.
Das Gespräch sollte immer individuell auf die Situation und die Art der Beanstandung abgestimmt sein. Als Orientierungshilfe führen wir ein Reklamationsgespräch am Beispiel einer Beanstandung zur Funktionalität eines Laptops durch. Nutze dies als Inspiration für dein eigenes Gespräch.
Beispielhafter Ablauf:
Guten Tag Herr Meyer. Ich heiße Thomas Schneider und rufe bezüglich Ihrer Reklamation vom 01.02. an. Haben Sie momentan Zeit für ein Gespräch?
Kunde antwortet.
Sehr schön. Zunächst möchte ich mich für Ihre Reklamation bedanken und mich für den Umstand entschuldigen. Der Sachverhalt ist wie folgt […].
Kunde antwortet.
Mich würde ihre Sicht interessieren.
Kunde antwortet.
Verstehe. Wünschen Sie sich einen neuen Laptop oder dürfen wir Ihr Modell für Sie zur Reparatur geben.
Kunde antwortet.
Sehr gerne. Wir werden Ihnen ein neues Exemplar zuschicken – selbstverständlich auf unsere Kosten. Wäre diese Lösung in Ordnung für Sie?
Kunde antwortet.
Schön. Gibt es noch etwas, das Sie hinzufügen möchten?
Kunde antwortet.
In Ordnung. Ich bedanke mich nochmals für Ihre Zeit und Ihr Vertrauen. Wir werden sicherstellen, dass dieses Problem in Zukunft nicht mehr vorkommen wird. Kommen Sie bei weiteren Fragen oder Anregungen gerne auf mich zu. Einen schönen Tag für Sie und auf Wiederhören.
Im Reklamationsgespräch solltest du auf Anschuldigungen, Schuldzuweisungen und Verdächtigungen verzichten – auch wenn der Mangel unberechtigt ist. Versuche, zu einer Einigung mit dem Kunden zu kommen. Fatal ist auch, den Kunden warten zu lassen. Optimiere die Effizienz deiner Reklamationsprozesse, um die Beanstandungen schnellstmöglich beantworten zu können. Zudem solltest du die Verantwortung nicht an andere abschieben. Aus Sicht des Kunden hältst du ihn mit dieser Methode nur hin. Selbstverständlich solltest du es auch unterlassen, das Anliegen des Käufers runterzuspielen. Wenn du dich an diese Tipps hältst, kannst du rechtliche Auseinandersetzungen sogar in schwierigen Fällen vermeiden.
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